Zum menschlichen Leben gehört ein Gegenüber: Das Ich ist ohne den Anderen nicht denkbar. Das wird beispielsweise konkret in der menschlichen Sehnsucht nach Zuwendung, im Anspruch, den ein Anderer von außen an das Ich richtet, in jeder Begegnung „von Angesicht zu Angesicht“. Der Andere kann jedoch in seiner Bedeutung für und in seinem Anspruch an das Ich verschwinden. Das führt zu Selbstverliebtheit oder gar in einen krank machenden Egoismus. Zeitdiagnostiker bescheinigen der heutigen Gesellschaft einen schleichenden Prozess der „Erosion des Anderen“.
Das Projekt im Gegenüber nimmt diese gesellschaftliche Realität zum Anlass, ein Ausrufezeichen zu setzen und die Spannung zwischen dem Ich und dem Anderen als Bedingung des Menschseins in den Blick zu nehmen: Der Mensch kommt zu sich selbst, indem er aus sich herausgeht und sich im Gegenüber findet. Konzerte (konzeptionell von den beiden international bekannten Komponisten Gerhard Stäbler und Kunshu Shim verantwortet), Ausstellungen und Aktionen sowie einige Veranstaltungen mehr regten diese Auseinandersetzung in der Zeit vom 10. Februar bis 2. Juli 2016 an.