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Theologie treiben mit Würzburger Wurzeln - auch in China: Kilian Stumpf SJ

Buchvorstellung: Acta Pekinensia im Rahmen der Vortragsreihe
Theologie treiben mit Würzburger Wurzeln“

Am 27. Oktober 2016 wurde durch die „Freunde und Förderer der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg e.V.“, in Zusammenarbeit mit dem Stiftungslehrstuhl für Missionswissenschaft und Dialog der Religionen der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg sowie der Katholischen Akademie Domschule das folgende Buch des Würzburgers Kilian Stumpf SJ, vorgestellt:

The Acta Pekinensia or Historical Records of the Maillard de Tournon Legation. First transcribed edition and English annotated translation, ed. Paul Rule and Claudia von Collani. Volume One: December 2005 – August 2006 (Monumenta Historica S.I. Nova Series 9) IHSI-MRI (Rome / Macau 2015).

Die Vorstellung wurde von Prof. Dr. Wolfgang Weiß (Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer) geleitet, den Festvortrag „Aspekte der Chinamission der Jesuiten“ hielt Prof. Dr. Michael Lackner, Direktor des Konsortiums „Fate, Freedom and Prognostication“ an der Universität Erlangen.

Herausgegeben wurde der Band vom australischen Sinologen und Religionshistoriker Prof. Dr. Paul Rule, Melbourne, sowie der Würzburger apl. Professorin und Missionswissenschaftlerin Dr. Claudia von Collani; gefördert wird das Projekt „Acta Pekinensia“ vom Instituto Ricci de Macau.

Das Manuskript „Acta Pekinensia“ wurde vom Würzburger Jesuiten Kilian Stumpf (1655–1720) verfasst und entstand in den Jahren 1705–1712; es beschreibt die Gesandtschaft des ersten päpstlichen Gesandten Charles-Thomas Maillard de Tournon (1668–1710) an den chinesischen Kaiserhof nach Peking und gilt als eine der bedeutendsten Quellen über die Situation in China und der Chinamission am Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Verfasser der Acta Kilian Stumpf wurde nicht nur in Würzburg geboren, sondern besuchte auch die dort von Jesuiten geleitete Schule (Gymnasium) und studierte an der Universität Würzburg Philosophie und Theologie. Neben theoretischen erwarb Stumpf auch praktische Kenntnisse über mathematische und astronomische Instrumente und erlernte die Herstellung des damals sehr begehrten Rubinglases. Mit diesen Kenntnissen ausgestattet bekam er 1690 die Erlaubnis des Jesuitengenerals, in die Chinamission zu gehen.

Stumpf kam zunächst 1694 in Macau an. Wegen seiner vielseitigen Kenntnisse wurde der Würzburger bald vom Kaiser an den Hof berufen, wo er zum „Inneren Haushalt“ gehörte. 1697 gründete er die erste Glaswerkstatt in China, wo mit farbigem Glas experimentiert wurde und Stumpf Chinesen und Manjuren in der Kunst der Glasherstellung unterwies. Bald schon wurde Stumpf Apostolischer Notar und Prokurator der Jesuiten, 1712–1716 war er Visitator des Jesuitenordens für den Fernen Osten. Auch am Kaiserhof machte Stumpf Karriere: von 1711 bis 1720 war er Direktor des kaiserlichen Astronomischen Amtes Qintianjian und als solcher für die Herstellung des überaus wichtigen offiziellen Kalenders des chinesischen Kaiserreichs verantwortlich. Damit gehört Stumpf zweifellos zu einem der größten Würzburger Söhne.

Im Zuge des Ritenstreits wurde der päpstliche Gesandte Maillard de Tournon nach China entsandt. Stumpf wurde von seinen Oberen beauftragt, genauen Bericht über diese Gesandtschaft zu machen. Teilweise war er Augenzeuge der Geschehnisse, teilweise lieferten ihm Mitbrüder Protokolle und Dokumente, die er in seinen Bericht einarbeitete. Dazu kamen übersetzte Dokumente aus dem Palastarchiv. Maillard de Tournon, der von Dezember 1705 bis Ende August 1706 am Kaiserhof war, wurde vom Kangxi Kaiser (Reg. 1662–1722) in drei Audienzen empfangen. Es stellte sich jedoch heraus, dass er nicht nur mit Vorurteilen gegen die Jesuiten und die chinesischen Riten nach China gekommen war, sondern dass er auch die chinesische Kultur geringschätzte und den staatstragenden Konfuzianismus nicht mit dem Christentum für vereinbar hielt, wodurch die chinesischen Christen und auch die Jesuiten in einen Loyalitätskonflikt gerieten. So wurde seine Gesandtschaft zum großen Misserfolg. Kangxi ließ ihn nach Macau ausweisen, wo er bis zu seinem Tod von den Portugiesen unter Hausarrest gestellt wurde, während der Kaiser um Informationen aus Rom nachsuchte.

Das Projekt soll die „Acta Pekinensia“ der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich machen. Das Manuskript im Jesuitenarchiv umfasst 1467 Seiten mit 800.000 Worten. Dazu wurde in einem ersten Schritt der lateinische Text transkribiert, im einem zweiten Schritt wurde eine englische Übersetzung angefertigt, die dann in einem dritten Schritt mit einer Einführung und Anmerkungen versehen wird. Der vorliegende erste Band umfasst die Zeit Tournons in Peking. In den folgenden Bänden sollen die Folgen seiner missglückten Gesandtschaft für die chinesische Mission, für die Missionare und vor allem für die künftigen Beziehungen zwischen dem chinesischen Kaiser und den Hl. Stuhl gezeigt werden.

Text: Prof. Dr. Claudia von Collani