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Warum kann ich nicht, wie ich will – und was bedeutet Gnade?
Lektüre- und Diskussionsseminar für Hörerinnen und Hörer aller Fachbereiche und alle Interessierten.
Das achte Buch der Bekenntnisse (Confessiones) gilt mit Recht als ein Höhepunkt dieses berühmtesten Werkes Augustins. Es endet mit der bekannten, durch die Audition «Nimm und lies» (tolle lege) eingeleiteten Bekehrungsszene im Garten von Mailand, die von dem dreißigjährigen Augustinus alle Bekümmernisse abfallen lässt und ihn sich ruhigen Herzens für ein asketisches Christentum entscheiden lässt. Bis es soweit ist, müssen jedoch einige Stationen durchlaufen werden. Augustinus hat seit dem 7. Buch dank Ambrosius und dank der Lektüre platonischer Schriften einen angemessenen Begriff von Gott und seinem Logos; im achten Buch hört und liest er spektakuläre Bekehrungsgeschichten, die ihn zur Nachahmung motivieren – und doch vermag er seinen Willen nicht in die Tat umzusetzen, ja nicht einmal in widerspruchsfreier Weise zu wollen, eine Situation, die sich bis unmittelbar vor der Bekehrung zu krisenhafter Selbstquälerei zu-spitzt. Der Erzähler, der fast fünfzigjährige Bischof Augustinus, begleitet diesen Bericht aus dem Abstand von mehr als einem Jahrzehnt mit tief-schürfenden Reflexionen über das Verhältnis von Freiheit und Zwang bei sündhaftem Verhalten, über die Rolle der Gewohnheit bei der Entstehung zwanghafter Handlungsmuster und über die «Zerrissenheit» unseres Willens als ein Krankheitsbild, das uns an die Gewohnheit fesselt und uns letztlich handlungsunfähig macht und uns daran hindert, gut zu sein. Die abschließende Bekehrung charakterisiert der Erzähler deutlich als ein Ein-greifen der göttlichen Gnade, die den Willen heilt und seine Freiheit wiederherstellt.
Im Seminar soll das Buch möglichst vollständig gelesen und interpretiert werden. Über das Verhältnis von Wille, Freiheit und Gnade wird intensiv zu reflektieren sein; daneben soll die Aufmerksamkeit der literarischen Erzählkunst Augustins, dem Ineinandergreifen von Bericht und Reflexion, von Distanz und Immersion gelten.
Lektüre- und Diskussionsgrundlage
Augustinus, Confessionum libri XIII, ed. M. Skutella, corr. H. Juergens/W. Schaub, Stuttgart/Leipzig 1996 (11934; kritische Ausgabe des lateinischen Textes). – Augustinus, Confessiones – Bekenntnisse. Lateinisch und deutsch. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von J. Bernhart, München, 4. Aufl. 1980. – Augustinus, Confessiones – Bekenntnisse. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt, herausgegeben und kommentiert von K. Flasch/B. Mojsisch, Stuttgart 2009 (Reclam). Augustins Confessiones sind häufig ins Deutsche übersetzt worden. Die Ausgabe und Übersetzung von Flasch/Mojsisch 2009 wird angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Verfügung gestellt; es kann aber auch jede andere Übersetzung benutzt werden.
Alle weiteren Informationen entnehmen Sie unten angehängter PDF!
In Zusammenarbeit mit | Zentrum für Augustinus-Forschung mit dem Zentrum für Augustinus Forschung an der Universität Würzburg |
Kursnr. | 25-AK-095 |
Beginn | Sa., 18.01.2025, 09:00 - 16:45 Uhr |
Veranstaltungsort | Residenz, 3. Stock (Griechisch-Bibliothek), Residenzplatz 2, 97070 Würzburg |
Kosten | Eintritt frei! |
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Veranstaltungsflyer
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Anmeldung | Anmeldung erforderlich unter: zaf-leitung@augustinus.de oder www.augustinus.de/anmeldung |
Kursort
Würzburg, Residenz, 3. Stock
Residenzplatz 297070 Würzburg