Das Würzburger Mozartfest hatte heuer als Leitmotiv eine Büste, die von der japanischen Kunst des Kintsugi geprägt wurde. Die zerbrochene Skulptur wurde mit Kleber zusammengesetzt, der mit Goldpulver angereichert wurde.
Wörtlich heißt Kintsugi auch Goldverbindung oder Goldflicken. Gerade die Bruchstellen werden vergoldet. Dahinter steckt die Philosophie des Wabi-Sabi, die unter anderem dem Einfachen und Fehlerhaften eine Wertschätzung entgegenbringt. Ganz anders als unser Reden vom Flickschuster. Da heißt es schnell "Der bekommt halt mal gar nichts ordentlich auf den Weg".
Es kommt eben darauf an, mit welcher Perspektive ich auf etwas schaue. Unsere Bildungsveranstaltungen bieten auch solche Perspektivenwechsel an durch die Themen, die Referierenden und das Miteinander im Gespräch.
Und ich kann Kintsugi auch auf die kleinen und großen Brüche meines Lebens übertragen. Manches kann ich nicht mehr kitten. Andere Scherben werden tatsächlich vergoldet, wenn ich zum Beispiel aus Fehlern lerne oder einen Streit wieder zu einer Versöhnung führt.
Mir gefällt an Kintsugi, dass hier nicht einfach dem Prinzip "Schwamm darüber" gefolgt wird. Es wird nichts ausgelöscht. Im Gegenteil: Die Brüche werden vergoldet. Von Gott können wir auch sagen, dass er uns nicht einfach wegwirft, sondern Ja zu uns sagt. Und von dem Ja können wir auch sagen, dass es eine Art Kintsugi ist, eine Goldverbindung.