vor kurzem kam ich ins Gespräch mit einer Frau, die sich ehrenamtlich als Hospizbegleiterin engagiert. Sie erzählte von der Begleitung einer Frau. Und ihr Eindruck war, dass es in den Gesprächen mit dieser Frau immer wieder darum ging, ihr ganzes Leben noch einmal anzuschauen. Verschiedene Phasen, Erfahrungen, Momente kamen da zur Sprache, die sie immer noch beschäftigten. Wir beide äußerten die Vermutung: Offenbar war diese Frau darum bemüht, sich mit ihrem Leben zu versöhnen. Und die Hospizbegleiterin unterstützte die Frau dabei, indem sie ihr verständnisvoll zuhörte und sie immer wieder anregte, in eine versöhnlichere, gnädigere Haltung sich selber gegenüber zu begeben.
Mich hat das zu dem Gedanken geführt: Vielleicht ist es ja so: Da, wo ich die Begrenztheit meines Lebens deutlicher wahrnehme, habe ich verstärkt die Chance, in eine gnädigere und versöhnlichere Haltung zu kommen, mir selber, aber auch anderen gegenüber. Vielleicht deshalb, weil ich dann spüre, dass vieles nicht in meiner eigenen Macht steht.
Jedenfalls ist das mein Wunsch für die kommenden Tage, in denen wir besondere Gelegenheiten haben, unseren lieben Verstorbenen, den Toten aus unserem Umfeld, auf den Friedhöfen und auch sonst irgendwie nahe zu sein und - dabei auch der Begrenztheit unseres eigenen Lebens zu begegnen.