Formuliere eine Stellenanzeige für den nächsten Papst! Oder: Schreibe eine Rede für Olaf Scholz, aus der hervorgeht, dass er sie betrunken verfasst hat! Mit solchen Aufgaben wird in jüngster Zeit gerne intelligente Chatsoftware gefüttert. Die Antworten, die ChatGPT und Co. meist in rasender Geschwindigkeit produzieren, sind bewundernswert. Den Tester*innen ringen sie in der Regel eine Mischung aus Staunen und Gruseln ab, in die sich manchmal die Lust mischt, es der Maschine zu zeigen, dass sie noch Fehler macht und der Mensch eben doch unersetzlich ist.
In ihrer beruflichen Existenz eher sehr viel bedrohter werden in den nächsten Jahren Packarbeiter und Postboten solche Rückzugsgefechte gegen den technischen Fortschritt führen, vermutlich ähnlich aussichtslos wie in früheren Zeiten Telegrafisten oder Stummfilmorchester. Keine Frage: Die Künstliche Intelligenz wird die Welt auf den Kopf stellen! Sie wird die Forschung erleichtern, kreative Prozesse unterstützen, die Fabriken automatisieren. Sie lernt exponentiell. Das bayerische Geschichtsabitur hat sie in diesem Jahr immerhin schon mit einer glatten Zwei bestanden.
Führende Experten warnen jetzt – übrigens nicht zum ersten Mal – davor, die Risiken der Künstlichen Intelligenz zu bagatellisieren. Deren Gefahren schätzen sie ähnlich hoch ein wie Pandemien oder einen Atomkrieg. Einsatz in der Kriegsführung, Entwicklung neuer Chemiewaffen, Verbreitung von Falschinformationen sowie die komplette Abhängigkeit des Menschen von der Maschine seien die Szenarien, die um jeden Preis verhindert werden müssten. Damit nicht die Vernichtung der Menschheit an deren Ende steht.
Technischer Fortschritt ist ambivalent. Das gilt auch für die Künstliche Intelligenz. Deshalb bedarf es jetzt umso mehr der Fähigkeiten des Menschen, über die Künstliche Intelligenz (noch?) nicht verfügt: die Frage nach Gut und Böse, Lüge und Wahrheit, nach Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit wachhalten, die Unterscheidung der Geister üben und – last, but not least - Empathie und Herzensbildung pflegen, meint