Anna Magdalena Bössen begibt sich auf die Walz. Mit dem Fahrrad fährt sie durch Deutschland. Ihr Handwerkszeug ist ihre Stimme: Gegen Kost und Logis trägt die diplomierte Rezitatorin Gedichte vor. Ganz unterschiedliche Menschen haben Anna Magdalena zu sich nach Hause eingeladen. Am Anfang waren es fünf und am Ende über hundert. Als Gastgeschenk hat sie im Wohnzimmer, auf dem Schiff oder auf dem Dorfplatz Gedichte vorgetragen.
Sie nennt das Projekt „Deutschland - ein Wandermärchen“. Am Ende ist sie über 8000 km geradelt. Dabei hat sie sich an vieles gewöhnt: an Gegenwind, Regen und Durststrecken. Doch dieses Ankommen an einer fremden Tür hat seine faszinierende Einzigartigkeit nicht verloren. Sie durfte in fremde Schicksale eintauchen. Da haben Menschen nicht nur ihr Haus, sondern ihr Herz geöffnet. Dahinter steckt der Gedanke, ob nicht alle hier in diesem Land, im Grunde alle Menschen, zusammengehören und eine Familie sind.
Mich fasziniert besonders, dass sich ein Mensch auf die Suche nach Identität begibt und sich dabei fallen lässt. Anna Magdalena Bössen sagt das einmal so: Man kann nichts erreichen ohne die Hilfe anderer.
Diese Erfahrung dürfen wir auch in jeder Bildungsveranstaltung erleben. Ich kann vom Austausch oder auch nur von einer klug gestellten Frage lernen oder eine neue Perspektive gewinnen. Das ist der Mehrwert gegenüber einem Buch oder Text im Internet.
Übrigens: Anna Magdalena Bössen gestaltet in dem Jahr den Karmittwoch in der Augustinerkirche. Sie greift die Themen dieser besonders geprägten Tage auf und bringt auch nach Würzburg Gedichte als Gastgeschenk mit.