wenn wir Christen an Weihnachten feiern, dass Gott sich mitten hinein in das „Mensch-sein“ begeben hat, dass „Gott Mensch geworden ist“ - wie wir sagen, dann kann es doch nichts Christlicheres geben, als sich für die Würde und den Wert dieses „Menschseins“ einzusetzen, dann müssten doch die, die bekennen, an diesen Gott zu glauben, diejenigen sein, die nicht nachlassen, für Menschenwürde und Menschenrechte einzutreten, wo immer diese missachtet, verletzt oder mit Füssen getreten wird, oder?
Im kommenden Jahr 2023 jährt sich die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen zum 75. Mal. Deswegen widmen wir den „Menschen-rechten“ im kommenden Jahr einen Jahresschwerpunkt mit zahlreichen Veranstaltungen.
Einer, dem es immer auch um die Würde und die Rechte von konkreten Menschen gegangen ist, war der Pastoraltheologe Prof. Dr. Rolf Zerfaß, der in diesem Jahr 2022 gestorben ist. Er war auch für mich ein bedeutender theologischer Lehrer. Deswegen möchte ich hier mit einem Zitat von ihm das umschreiben, was Weihnachten vielleicht bedeuten könnte: “Wer sich denen zuwendet, die nach den Maßstäben unserer Gesellschaft ‚unten‘ und ‚am Rand‘ stehen, befindet sich nur aus der Kirchturmperspektive an der Peripherie. Aus der Perspektive des Reiches Gottes aber ist dies kein Randbereich, sondern die eigentliche Frontlinie zwischen Licht und Finsternis; das Milieu, in dem die Menschen leben und leiden, fallen und aufstehen. Es sind die Hecken und Zäune, an denen Jesus selber sich aufgehalten hat, bei den Blinden, den Bettlern, den Kindern und den Dirnen, denen seine Frohe Botschaft galt und denen sie bis heute Mut zum Leben macht. Wer dort lebt und, so gut er kann, sich zum Nächsten derer macht, die keinen Nächsten haben (vgl. Lk 10,36.), darf wissen, dass er das Äußerste tut, was uns Menschen möglich ist. Denn er macht Gott in dieser Welt gegenwärtig.“ (Rolf Zerfaß)
Ihnen allen eine frohe und gesegnete Weihnachtszeit!